Unser Selbstverständnis als TS

"Die TelefonSeelsorge® richtet sich besonders an Menschen in Leid und Krisensituationen sowie an alle, die Seelsorge und Beratung suchen.
TelefonSeelsorge® hat den Anspruch, die Anrufenden und sich selbst wertzuschätzen. Voraussetzung für ein Gespräch ist, dass die Anrufenden dieses Angebot annehmen.  TelefonSeelsorge® beendet das Gespräch, wenn Begegnen, Klären, Halt geben oder Begleiten nicht möglich sind oder wenn Grenzen und Würde der Mitarbeitenden verletzt werden."

Quelle: TelefonSeelsorge auf dem Weg in die Zukunft - Vergewisserung und Ausblick. Konsenspapier auf der Basis der Leitlinien für den Dienst der TelefonSeelsorge. Vierzehnheiligen 2003, S. 3

Das Angebot der TelefonSeelsorge® ist ein besonders niederschwelliges, d.h. wir sind sehr einfach durch telefonieren, mailen oder chatten zu erreichen. Ratsuchende müssen uns nicht aufsuchen, über Telefon und Mail erreichen sie uns rund um die Uhr. Diese direkte Erreichbarkeit ist ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal unserer Arbeit.

Nicht einfach ist es für uns, mit Anrufenden umzugehen, die die oben gemachten Voraussetzungen nicht teilen oder missachten. Wer nicht wirklich das Gespräch im genannten Sinne mit uns sucht, fordert unsere Fähigkeit zur Abgrenzung heraus.

 

 

Christliche Nächstenliebe - gelebte Ökumene

Unsere Tätigkeit gründet auf der christlich-humanistischen Tradition der Hinwendung zu unserem Nächsten. Im Mittelpunkt steht der rat- und hilfesuchende Mensch in seiner Individualität. Seine Würde zu achten, ihn darin zu unterstützen, diese zu wahren bzw. wieder zu entdecken, und ihm zu neuem Lebensmut zu verhelfen, ist unser übergeordnetes Ziel.

Dafür bieten wir eine kompetente, menschlich und wissenschaftlich verantwortete Hilfe.

Wir eröffnen allen Ratsuchenden unabhängig von ihrer konfessionellen, ideologischen und weltanschaulichen Ausrichtung einen Gesprächsraum in Anonymität, Verschwiegenheit und Wertschätzung. Sie dürfen sicher sein, dass Sie in den unterschiedlichsten Not- und Konfliktsituationen vorurteilsfrei gehört, angenommen und begleitet werden.

Unsere Begleitung findet ihre Grenze bei gewalttätigen, rassistischen und sexistischen Anrufen.

 

Ethische Leitlinien der TelefonSeelsorge® Münster

TelefonSeelsorge® ist den christlichen Werten und dem Gemeinwohl verpflichtet und hält eine ausbildungsfundierte qualifizierte Tätigkeit von freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Begleitung am Telefon und per Mail oder Chat vor. Die Begleitung dient den Zielen des Zuhörens, der Entlastung, der emotionalen Stützung und Stabilisierung sowie der Prävention bei Schwierigkeiten und Problemen von Beziehungssystemen und individuellen Lebensentwürfen. Innerhalb dieser Aufgaben bilden Gesprächs- und Beziehungskompetenz die Grundlagen der Begleitung. Entsprechende Qualifizierung seitens der TelefonSeelsorge® durch Ausbildung, Supervision sowie Fortbildung sind hierfür grundlegende Elemente.

In der TelefonSeelsorge arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Regel allein am Telefon oder Internet. Sie achten daher auf ihre Selbständigkeit, Unabhängigkeit und Eigenverantwortung.

TelefonSeelsorge® bedarf der einladenden Offenheit der Mitarbeitenden. Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger müssen innerlich bereit sein, sich einer Person mit Interesse und Neugier zuzuwenden. Ohne das Angebot einer tragfähigen Arbeitsbeziehung und deren Annahme durch das Gegenüber ist der seelsorglich-beraterische Charakter des Gesprächs gefährdet. Sie benötigen dazu die Fähigkeit, diese Bereitschaft durch entsprechendes Hör- und Gesprächsverhalten eindeutig erfahrbar zu machen.

Erfolgreiche Kommunikation in der TelefonSeelsorge® vollzieht sich in der Balance von Nähe und Distanz. Beziehungskompetenz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TelefonSeelsorge® schließt die Fähigkeit ein, die Extreme von zu viel Nähe und großer Distanz zu meiden. Eine hilfreiche Beziehung umschließt beides. Sie ist emotional nah, ohne die Konflikte Ratsuchender zu übernehmen.

Beziehungsgeleitete TelefonSeelsorge® erfolgt in aller Regel auf Grund eines ausgesprochenen Wunsches oder Auftrags von Ratsuchenden. Das schließt eine aufgenötigte Gesprächsbeziehung aus. Nicht erbetene Hilfe ist übergriffig. Umgekehrt verlangen Grenzverletzungen, Missbrauch oder Übergriffe seitens der Ratsuchenden ein klares Ansprechen und gegebenenfalls die Beendigung des Kontakts durch die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter.

Mitarbeitende prüfen bei Anrufen und Internetkontakten selbstkritisch, ob die eigenen Kenntnisse, Fähigkeiten und persönlichen Voraussetzungen in diesem Fall ausreichen und sinnvoll einzusetzen sind. Sie berücksichtigen, dass ihr Verhalten Auswirkungen auf das Verhalten von Ratsuchenden hat - auch gegenüber ihren Kolleginnen und Kollegen.

In der praktischen Beratungstätigkeit stehen Offenheit, Verschwiegenheit und Abgrenzung in einer Spannung zueinander. Situativ ist jeweils zu klären, welche Verhaltensweise und Haltung angebracht ist. Die menschlich-fachliche Qualität von Beratungs- oder Seelsorgetätigkeit sowie die christlich geprägte Grundhaltung haben Vorrang vor persönlichen Interessen.

Mitarbeitende der TelefonSeelsorge® achten jederzeit die Würde und Integrität der Ratsuchenden. Daraus folgt, dass sie niemals die eigene Autorität und professionelle Kompetenz missbräuchlich einsetzen. Sie gehen mit den ratsuchenden Personen keine privaten, beruflichen oder ökonomischen Abhängigkeiten ein.

Sie unterlassen jeden Missbrauch gegenüber Ratsuchenden und handeln niemals im Interesse der Befriedigung eigener erotischer und/oder aggressiver Bedürfnisse.

Insbesondere nehmen sie keine sexuelle Beziehung zu den Ratsuchenden auf - weder verbal, schriftlich, noch im persönlichen Kontakt.

Verabschiedet in der Konferenz der westälischen TS-Stellen am 27. Juni 2013

 

 

Anonymität - Verschwiegenheit - Diskretion

Drei Begriffe, die für die verschiedenen Angebote der TelefonSeelsorge® zentrale Bedeutung haben. Aus diesem Grund wollen wir unser Verständnis dieser Begriffe an dieser Stelle erläutern.

Anonymität ist für uns wesentlicher Bestandteil des Beratungs- oder Seelsorgegesprächs. Anrufende haben ein Recht darauf, im Gespräch anonym zu bleiben. Ehrenamtliche hingegen haben die Pflicht und das Recht, ihre Anonymität zu wahren.

Verschwiegenheit sichern wir allen Ratsuchenden am Telefon oder in der Onlineberatung uneingeschränkt zu. Über die Inhalte von Telefonaten oder Onlinekontakten dringt nichts nach außen. Im Rahmen von Ausbildung und Supervision der Ehrenamtlichen (= Reflexion der Arbeit) wird in anonymisierter Form über Gesprächssituationen, Mail- oder Chatkontakte reflektiert. Diese Reflektion dient der Qualitätssicherung unserer Beratungsarbeit.

Diskretion der Ehrenamtlichen im Umgang mit ihrer Mitarbeit in der TelefonSeelsorge® ist für uns naheliegend und selbstverständlich. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen unsere Angebote wahrnehmen können, ohne Sorge haben zu müssen, sie könnten auf jemanden treffen, der ihnen aus privaten oder beruflichen Zusammenhängen bekannt ist.

Hospitationen sind unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung zum/zur TelefonSeelsorger/in. Neue Ehrenamtliche können sich nur dann gut auf die Arbeit am Telefon vorbereiten, wenn sie die Möglichkeit haben, mit erfahrenen Ehrenamtlichen gemeinsam Dienst zu tun.

Telefonschichten, in denen Hospitationen stattfinden, bilden eine seltene Ausnahme. Sollten Sie während einer Telefonschicht mit Hospitation anrufen, werden Sie vor Beginn des Gesprächs über eine Ansage darauf hingewiesen. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass im Rahmen unserer Ausbildung solche Hospitationen unverzichtbar sind. Die Verschwiegenheit wird auch von den Hospitanten in vollem Umfang gewahrt.

Forschung: Anliegen, Themen und Verhalten unserer Anrufenden und Mailenden verändern sich im Laufe der Zeit nachhaltig. Für uns sind diese Veränderungen immer wieder ein Anlass, im Rahmen unserer Möglichkeiten Forschungsaufträge zu vergeben. Dabei wahren wir die Anonymität des Einzelnen absolut.